Deine erste Remote-Session / Teil 2

Deine erste Remote-Session / Teil 2

Früher oder später wird es in deiner Sprecherkarriere zu einer Remote-Session kommen. Heute, in Teil 2, erfährst du mehr über die technischen Möglichkeiten.

Die technischen Optionen für eine Remote-Session

Um eine Remote-Session durchführen zu können, gibt es heute eine Reihe von Möglichkeiten:

  • Phone patch
  • Skype / Zoom
  • ISDN
  • Source-Connect / ipDTL / SessionLinkPRO

Welche dieser Möglichkeiten nun in deinem jeweiligen Fall die richtige ist, hängt ganz von den Anforderungen ab, die der Kunde an die Session stellt.

1. Phone Patch

Die simpelste Form einer Remote-Session. Während du in deiner Kabine das vorgegebene Skript einsprichst und das Gesprochene mit deiner Software aufnimmst, telefonierst du gleichzeitig mit dem Regisseur, hast also im einfachsten Fall den Kopfhörer deines Handys im Ohr und erhältst so Feedback. Wenn er zufrieden ist, muss du die Aufnahme noch schneiden, dann bist du fertig. Das kann zwar eine bequeme Art der Kontaktaufnahme sein, aber die Qualität der Sprachaufnahme, die der Kunde/Regisseur hört, ist entsprechend schlecht. Ich selbst versuche, diese Version einer Remote-Session zu vermeiden.

2. Skype / Zoom

Wahrscheinlich hat jeder von uns schon mal Skype benutzt, um mit Familie, Freunden oder Geschäftspartnern weltweit kostengünstig zu “skypen”. Die Audioqualität ist bei guter Internetverbindung deutlich besser als am Telefon, und der Kunde am anderen Ende hat dadurch einen wesentlich besseren Eindruck davon, wie du sein Skript umsetzt. Die Qualität von Skype ist jedoch nicht gut genug für Aufträge, bei denen nicht nur remote Regie geführt, sondern auch aufgenommen werden soll. Zoom ist “the new kid on the block” und gerade für Meetings, Webinars, Yoga in Gruppen und vieles andere sehr popular, funktioniert aber im Prinzip wie Skype.

3. ISDN

ISDN, “Integrated Services Digital Network”, ist eine alte Technology, die schon seit vielen Jahren zur Audioübertragung zwischen Studios benutzt wird. ISDN ist teuer. Als Sprecher ist das eine Frage der Wirtschaftlichkeit, denn nicht nur sind da die monatlichen Kosten der ISDN-Leitung, sondern du benötigst zudem die entsprechende Hardware wie z.B. den Telos Zephyr Codec. Ich kenne Sprecher, die diese Technologie vor Jahren angeschafft haben, aber es gibt inzwischen genug Softwarelösungen, insofern würde ich von ISDN abraten.

4. Source-Connect / ipDTL / SessionLinkPRO

Diese drei Optionen fallen für mich in dieselbe Kategorie. Alle drei sind Softwarelösungen, die zur Verbindung zwischen dem Sprecher und “dem anderen Ende” das Internet nutzen. Dennoch gibt es Unterschiede.

Source-Connect Standard

SC Standard gehört in dieselbe Kategorie wie die anderen beiden, weil alle über das Internet kommunizieren, aber da hört es dann auch schon auf, weil Source-Connect Standard und Pro nicht Browser-basiert sind. Source-Connect wird von vielen Audioproduzenten weltweit als das neue ISDN angesehen. Es ermöglicht eine Verbindung von Studio zu Studio, ähnlich wie ISDN. Die Audiosignale werden jedoch durch das Source-Connect-Netzwerk geleitet, auf das über das Internet zugegriffen wird. Jeder Teilnehmer muss die Source-Connect-Software auf seinem Computer installiert haben. Das Verbinden wird über ein Dashboard in der Software vereinfacht. Die Klangqualität ist makellos und die Technologie ist sehr stabil, was Source-Connect zu einer hervorragenden Alternative zu ISDN macht.

SessionLinkPRO / ipDTL / Source-Connect NOW

Aus der Sicht des Sprechers unterscheiden sich diese drei Remote-Session Optionen minimal. Du solltest sie alle drei kennen und damit umgehen können (wie übrigens mit allen vorher erwähnten Systemen auch….).

ipDTL (IP Down The Line…), SessionLinkPRO und der Nachzügler Source-Connect NOW sind professionelle, Browser-basierte Far End Recording Lösungen, die Audioübertragungen über eine Breitband-Internetverbindung ermöglichen. Mit Chromium-basierten Browsern wie Google Chrome, Opera u.a. ist es nicht nötig, zusätzliche Software zu installieren. Mono-Verbindungen mit bis zu 256kbit/s und Stereo-Verbindungen mit bis zu 320kbit/s ermöglichen bidirektionale Audioübertragungen in Studioqualität mit niedriger Latenz. Ein zusätzlicher MIDI-Kanal ermöglicht bei SessionLinkPRO die Synchronisation der entfernten DAW. Im Vergleich zur alten ISDN-Übertragung belaufen sich die Kosten auf einen Bruchteil – wenn überhaupt. Wie funktioniert’s? In der Regel übersendet das Studio des Kunden dir einen “Einladungs-Link”. Diesen gibst du in deinen Chromium Browser ein, folgst den angegeben Schritten und schon bist du mit dem anderen Ende verbunden.

Darüberhinaus bieten Source-Connect Standard und Pro und auch SessionLinkPRO die Möglichkeit einer separaten Videoübertragung. Es läuft in einem eigenen Browser-Tab oder auf einem zweiten Computer. So kann bildsynchron gearbeitet werden, z.B. für TV-Spots, Dokus oder bei ADR-Aufnahmen.

Da eine Browser-basierte Remote-Session nicht ganz so stabil ist wie die von Source-Connect Standard oder Pro (eigenes Netzwerk), ist es empfehlenswert, deinerseits per Ethernet, also per Kabel und nicht per WLAN, mit dem Internet verbunden zu sein. Auch solltest du auf deiner Aufnahmesoftware die Session als Backup mitschneiden.

Die Kosten einer Remote-Session

In jedem Fall solltest du dir genau überlegen, ob du bereits an dem Punkt in deiner Karriere angekommen bist, dass du für Remote-Sessions bereit sein solltest. Vor allem dann, wenn Kosten anfallen. Während bei einem Phone Patch per Handy Telefongebühren anfallen können, sind Skype und Zoom kostenlos, obwohl es auch da kostenpflichtige Modelle gibt.

Source-Elements, die Herausgeber von Source-Connect, bietet sowohl ein Abo-Modell an, als auch einen Session-Pass. Die Abo-Masche ist nicht so mein Ding. Man kann die Software aber auch einfach kaufen.

SessionLinkPRO bietet verschiedene Abo-Modelle, 1, 6 und 12 Monate. Auch hier gibt es so weit ich weiss die Möglichkeit eines Session-Pass.

ipDTL bietet bedarfsabhängig verschiedene Abomöglichkeiten und scheint mir sehr flexibel. Du kannst dein Abo sehr individuell gestalten und dadurch die monatlichen Kosten sehr genau eingrenzen. Auch ein Sessionpass für 18 Euro ist möglich.

Aus meiner Sicht

Ich selbst habe nur für ein System Geld ausgegeben, und zwar Source-Connect Standard. Warum? Weil ein Teil meiner Kunden, bzw. die Studios mit denen ich dann zusammenarbeite, es voraussetzen. Darüberhinaus bekomme ich auch Source-ConnectNOW und SessionLinkPRO Links zugesandt. Beide sind für mich als Sprecher kostenlos. ipDTL habe ich bislang noch nicht benutzt.

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